Ein Shopify-Shop: 2. Standbein für Handwerksbetriebe
Immer wieder bekommen wir Anfragen von Handwerksbetrieben, die planen, einen eigenen Shopify-Shop für Produkte an den Markt zu bringen, die sie entweder selbst herstellen oder in ihrem Job vorrangig einsetzen. Auch diese Entwicklung macht deutlich, wie sehr Shopify in Deutschland als Shopsystem etabliert ist, da es schon längst nicht mehr nur für hippe Produkte und Insta-Glanz-Projekte zum Einsatz kommt. Stattdessen lernen wir eine ebenfalls hippe und dennoch bodenständig gebliebene, neue Generation von Handwerkern kennen, die ihre Unternehmen sehr erfolgreich in die Zukunft führen und Shopify als Basis für neue Geschäftsfelder wählen. Was hinter ihren betriebswirtschaftlichen Planungen und Plänen steckt, welche Vorteile es gibt und worauf du als Vertreter eines Handwerksbetriebs bei der Planung und beim Betrieb eines entsprechenden Shopify-Shops achten solltest, schauen wir uns heute an.
Die Vorteile für Handwerksbetriebe
Handwerksbetriebe, die sich für den Betrieb eines Shopify-Shops interessieren, zeichnen sich durch einen persönlichen Service und individuelle Lösungen, hohe Qualitätsansprüche sowie einzigartige Produkte und Dienstleistungen aus. Im Gegensatz zu größeren Unternehmen nehmen sie sich oft mehr Zeit, um die Bedürfnisse ihrer Kunden zu verstehen und maßgeschneiderte Lösungen anzubieten. Zudem sind diese Handwerker sehr stolz auf ihre Arbeit und legen großen Wert auf Qualität. Diese Einstellung und der eigene Anspruch ist neben einer gewissen Geschäftstüchtigkeit der Antrieb, ihr Angebot auch einer größeren Zielgruppe anzubieten.So gibt es vor allem zwei Auslöser für den Betrieb eines Shopify-Shops bei Handwerksbetrieben: Zum einen sollen die selbst hergestellten Produkte verkauft werden, zum anderen die genutzten Materialien als Partner des Herstellers vertrieben werden. Beide Geschäftsmodelle ergeben abhängig von der Ausrichtung des Handwerksbetriebs total Sinn und können richtig geplant und umgesetzt eine tolle Erweiterung des bestehenden Unternehmens, ein zweites Standbein oder sogar eine deutlich skalierbarere Zukunftsvision darstellen.
Sollen in einem Shopify-Shop die selbst hergestellten Produkte verkauft werden, handelt es sich um einen klassischen D2C-Shop, also den Verkauf vom Hersteller direkt an den Endkunden. Dies stellt bei den Handwerksbetrieben den häufigsten Plan dar. Hier kann es der passionierte Kaffeeröster sein, der seinen duftenden Kaffee nicht nur lokal in seinem Café anbieten möchte, der Schreiner, der seinen hochwertigen, selbstgefertigten Holzschmuck und Home-Artikel über einen Onlineshop verkauft, die Köchin, die köstliche Tiefkühlgerichte anbietet, die Schneiderin, die als Modedesignerin selbst entworfene, exklusive Mode erschafft, oder der Autobeulenexperte, der erfolgreich ein eigenes Tool entwickelt hat und damit neue Maßstäbe in Autowerkstätten setzt. Mehr zum Thema D2C und worauf du hier achten solltest, erfährst du in unserem D2C-Blogartikel.
Ein anderer Ansatzpunkt ist ein eigener Shopify-Shop, über den Handwerksbetriebe einfach das Equipment verkaufen, das sie selbst tagtäglich nutzen. Der Gedanke liegt nahe, da sie über die notwendige Expertise zur Einschätzung verfügen, welche Produkte hochwertig und/oder langlebig und damit empfehlenswert sind. Zudem verfügen Handwerksbetriebe oft über den direkten Kontakt zum Hersteller, können als Partnerbetrieb auf gute Konditionen zurückgreifen und sich als Weiterverkäufer positionieren. All das spricht für den Betrieb eines Shopify-Shops.
Einen laufenden kaufmännischen Betrieb haben die Handwerksbetriebe für beide Ansätze als Vorteil gegenüber Onlineshop-Rookies und können so die buchhalterischen Aspekte des Shop-Betriebs einfacher abbilden. Doch es gibt noch einen weiteren wichtigen Auslöser: Viele Handwerksbetriebe können aktuell aufgrund des Fachkräftemangels nicht alle Anfragen auch annehmen. Ein Shopify-Shop kann, da er deutlich weniger personalintensiv ist, ein interessantes zweites Standbein für das Unternehmen darstellen.
Die Risiken
Bei allen Vorteilen sind selbstverständlich auch die Risiken zu beachten. So ist die Realisierung eines jeden Shop-Projekts mit nicht zu unterschätzenden Investitionen verbunden. Dabei ist zu bedenken, dass nicht nur die Anfangsinvestition für die Erstellung und Inbetriebnahme des Shopify-Shops zu tätigen ist, sondern auch kontinuierliche Marketing-Investitionen notwendig sind, damit der Shop signifikante Umsätze erzielen kann. Zudem entstehen mit dem Betrieb eines Shops immer auch rechtliche Risiken, die sich mit der Beauftragung eines spezialisierten Partners, wie beispielsweise dem Händlerbund, jedoch minimieren lassen.Aus unserer Praxis kennen wir noch ein weiteres Risiko - und das lautet Zeit. Wir haben es sowohl bei einer langjährigen Kundin als auch bei einem recht frischen Kunden erlebt, dass in ihren Betrieben einfach viel zu viel zu tun ist und somit keine Zeit für ihren Traum vom Shopify-Shops blieb. In diesen beiden beispielhaften Fällen wurde der gut laufende Shopify-Shop für friseurexklusive Haarpflege- und Stylingprodukte zumindest vorübergehend eingestellt oder ging gar nicht erst online, was natürlich nicht nur im Hinblick auf die investierten Ressourcen für den Aufbau des Shops sowie die Hoffnung auf ein zweites, solides und besser skalierbares Standbein wirklich schade ist. Oftmals kann dies aber auch nur eine Momentaufnahme sein und wir empfehlen Shopify-Shop-Betreibern wie diesen immer, sich von Zeit zu Zeit zu fragen, ob es nicht doch eine passende Phase gibt, in der das Gesamtgeschäftsmodell überdacht, erweitert oder gar verändert werden sollte.