Dein Shopify B2B-Shop – ohne Shopify Plus

Ein anderes oder erweitertes Angebot für Geschäftskunden, eine frühere Verfügbarkeit neuer Produkte oder die gleichen Produkte in anderen Stückelungen mit oder ohne Präsentationsmöglichkeiten – das sind über das reguläre Angebot zu Händlerpreisen hinaus die häufigsten Anforderungen an einen B2B-Shop. Bereits in unserem Blogartikel über B2B on Shopify haben wir über die tollen Möglichkeiten von Shopify Plus für den B2B-Onlinehandel berichtet. Doch das erforderliche Invest ist nicht klein. Einige unserer Interessenten und Kunden planen, neben ihrem bestehenden B2C-Shop auch einen B2B-Shop zu betreiben, haben aber insbesondere beim Start eines neuen Geschäftsmodells nicht immer den finanziellen Spielraum für die monatlich anfallenden Gebühren des Shopify Plus-Plan. Aber auch für diesen Fall gibt es Wege, die vom Betrieb her zwar weniger komfortabel, jedoch gerade zu Beginn sicherlich dennoch ausreichend sein können. Lass uns gemeinsam einen Blick auf die beiden Optionen werfen und die Vor- und Nachteile beleuchten.

Option 1: B2C-/B2B-Kombi-Shop

B2C- und B2B-Kunden in einem Shop bedienen – das ist der häufigste Wunsch unserer Kunden und Interessenten, die nicht direkt in Shopify Plus investieren möchten. Tatsächlich klingt dieser Weg auf den ersten Blick sehr verführerisch – vermeidet er doch einige Probleme wie beispielsweise das der Inventarsynchronisation. Allerdings sollte ein solcher Kombi-B2C/B2B-Shop unbedingt von Beginn an hinsichtlich der Anforderungen der beiden Zielgruppen sowie der technischen Funktionalitäten sauber geplant und auch hinsichtlich seiner Nachteile durchdacht sein. Besonders, wenn es um die Erweiterung eines bestehenden B2C-Shops um die gewünschten B2B-Funktionalitäten geht, müssen die Basis und die Anforderungen intensiv geprüft werden. Denn ob beispielsweise im Nachgang noch individuelle Anpassungen am verwendeten Theme für eine B2B-Tauglichkeit mit vertretbarem Aufwand möglich sind, ist nicht selbstverständlich. So musst du unter anderem für eine flexible Preisgestaltung sorgen, damit deine beiden Zielgruppen immer die richtigen Preise angezeigt bekommen. Für die Realisierung der Preisgestaltung gibt es diverse Drittanbieter-Apps, die die Preise für bestimmte Kunden(gruppen) dynamisch anpassen und diverse Einkaufskonditionen (Mindestbestellmengen, Mengenrabatte etc.) abbilden können. Wenn du im Shopify App Store Stichworte wie "wholesale" oder "b2b" eingibst, erhältst du deine Auswahl an Apps, die du unbedingt eingehend anhand der gebotenen Features im Hinblick auf deine Anforderungen prüfen solltest. Wirf vor deiner Entscheidung für eine App auch einen intensiven Blick auf die Bewertungen und schau, ob sich aus den Erfahrungen für deinen Shopify-Shop Inkompatibilitäten ergeben.

Ein weiteres Thema im B2B-Kontext sind die Nettopreise. Um deinen Geschäftskunden die Nettopreise anzuzeigen, kannst du die Einstellungen im Shopify Adminbereich unter Einstellungen > Steuern so konfigurieren, dass die hinterlegten Preise als Nettopreise zu interpretieren sind. Shopify schlägt die Mehrwertsteuer dann entsprechend der Steuereinstellungen für das Lieferland im Checkout drauf. Doch damit ist dieser Prozess noch nicht abgeschlossen. Damit dies auch funktioniert, muss das verwendete Theme so angepasst werden, dass die Nettopreise im Shop als Bruttopreise angezeigt werden. Immerhin sollen deinen Privatkunden die Endpreise inklusive Mehrwertsteuer gezeigt werden. Ganz wichtig: Leider können tatsächlich nicht alle Themes, auch nicht alle aus dem Shopify Theme Store, dies abbilden – was umso mehr zeigt, wie unerlässlich eine gute Planung ist, die auch die Auswahl eines geeigneten Themes einschließt. Sollte das Theme diesen Weg ermöglichen, kannst du den Nettopreis neben oder unter den berechneten Bruttopreisen anzeigen. Auch ist es möglich, dass deinen Geschäftskunden aus dem B2B-Shopbereich ausschließlich Nettopreise angezeigt werden. Unbedingt zu beachten ist bei der Preisumstellung auf Nettopreise, dass bei der Anbindung externer Verkaufskanäle wie Facebook oder Google Shopping hier ebenfalls Nettopreise angezeigt werden. Allerdings fordern diese Kanäle aber zumeist die Angabe von Endpreisen, also inklusive Mehrwertsteuer, so dass die von Shopify bereitgestellten Vertriebskanäle im Zweifelsfall nicht genutzt werden können.

Wenn deinen Geschäftskunden ein anderes Produktsortiment zugänglich gemacht werden soll, ist dies eine Herausforderung, die du durch individuelle Theme-Anpassungen realisieren kannst. Diese sind zumeist jedoch recht aufwändig und sollten, gerade wenn du nicht selbst über die entsprechenden Design- und Programmier-Skills verfügst, durch einen fachkundigen Shopify-Partner umgesetzt werden. Auch gibt es bestimmte Apps, mit deren Hilfe du Shop-Inhalte nur bestimmten Gruppen zugänglich machen kannst. Zudem bieten einige dieser Apps darüber hinaus weitere interessante B2B-Features wie beispielsweise Preisanpassungen. Dies kann bei Passung mit deinen Anforderungen eine interessante Ergänzung der B2B-Funktionalitäten darstellen.

Die Zahlung auf Rechnung ist im B2B-Kontext im Gegensatz zu B2C-Shops gängige Praxis. Hierbei sind Zahlungsziele ebenso wie Skonto einzubeziehen. Im B2C-Kontext wird auf die Zahlung auf Rechnung oftmals bewusst verzichtet, da hohe Vorabkosten und Zahlungsausfälle vermieden werden sollen. Bei Shopify ist es in den regulären Plänen nicht möglich, verschiedene Zahlungsarten verschiedenen Kundengruppen zur Verfügung zu stellen. Das Ausblenden bestimmter Zahlungsarten im Checkout ist nur mit Hilfe von Shopify Scripts im Rahmen von Shopify Plus möglich.

Zudem musst du bei diesem B2C-/B2B-Shop-Konstrukt rechtlich einiges beachten und solltest dich unbedingt professionell beraten lassen. Denn bei einem kombinierten B2C- und B2B-Onlineshop musst du neben der Einhaltung aller für B2C-Shops geltenden Vorschriften auch alle relevanten rechtlichen Aspekte für den B2B-Verkauf (beispielsweise abweichende AGB und Ausschluss des Widerrufsrechts) beachten.

Hier noch einmal zusammengefasst die Vor- und Nachteile eines kombinierten B2C- und B2B-Shops:

Vorteile

  • Ein einziger Shop für alle deine Interessenten
  • Ein einheitlicher Lagerbestand aller deiner Artikel
  • Ein einheitliches Shop-Design
  • Einmalige Kosten für eine Theme-Lizenz
  • Keine doppelten Shopify-Plan-Gebühren

Nachteile

  • Teilweise umfangreiche Anpassung des Themes notwendig, die insbesondere bei der Verwendung mehrerer Mehrwertsteuersätze komplex werden kann
  • Einige Themes ermöglichen die für den B2B-Einsatz erforderlichen Anpassungen nicht – dies kann bei einem bestehenden B2C-Shop einen Theme-Wechsel erforderlich machen
  • Je nach Anforderungen sind diverse Apps zur Abbildung der B2B-Funktionalität notwendig, die zusätzliche monatliche Kosten verursachen
  • Eine konsequent differenzierte Behandlung von B2C- und B2B-Kunden ist im Checkout bezüglich Zahlung und Versand nur mit Shopify Plus möglich
  • Probleme mit Verkaufskanälen wie Facebook und Google Shopping durch die unzulässige Übergabe von Nettopreisen
  • Höherer Aufwand hinsichtlich der Rechtssicherheit, da sowohl die rechtlichen Anforderungen für die B2C- als auch die B2B-Zielgruppe berücksichtigt werden müssen
  • Einheitliche Ansprache der unterschiedlichen Zielgruppen ist aus Marketing-Sicht suboptimal

Erfahrungsgemäß ist es nicht sinnvoll und wenig praktikabel, B2C und B2B in einem Shopify-Shop ohne Shopify Plus-Plan abzubilden. Zwar gibt es zahlreiche Wholesale-Apps im Shopify App Store, die viele deiner Anforderungen bestimmt erfüllen, jedoch teilweise mit den B2C-Anforderungen deines Shopify-Shops kollidieren können. Zudem solltest du deinen Shopify-Shop immer nur als einen Teil deiner Marketing-Aktivitäten verstehen und so ist es auch aus Marketingperspektive nicht empfehlenswert, diese beiden grundverschiedenen Zielgruppen mit einem einheitlichen Shopify-Shop zu adressieren.

Option 2: B2C und B2B in getrennten Shops

Die zweite Möglichkeit, um neben deinem B2C-Shop einen B2B-Shop bereitzustellen, ist der Betrieb eines zweiten, separaten Shopify-Shops, der direkt auf die Bedürfnisse deiner Geschäftskunden ausgerichtet ist.

Ein entscheidender Unterschied zwischen einem B2C- und einem B2B-Shop ist, dass du deinen Geschäftskunden nur den Nettopreis der Waren anzeigst. Die Händlerpreise sieht dein Kunde nach erfolgreichem Login in deinem Shopify-B2B-Shop. Ein einfacher Weg ist, dass dein Kunde einen Account anlegt, du die Rechtmäßigkeit prüfst und ihn anschließend freischaltest. Hinzu kommt, dass zumeist nicht alle B2B-Kunden die gleichen Preise angezeigt bekommen, sondern individuelle Konditionen wie beispielsweise für Mengenrabatte festgelegt werden können. Weitere Zusatzfunktionalitäten für einen B2B-Onlineshop, die von den Standard-Features eines B2C-Shops abweichen, sind: Mindestbestellmenge, Zahlungsarten, Bestellformular für Mengenbestellungen, die Möglichkeit eines steuerfreien Einkaufs innerhalb der EU mit VAT ID sowie Nachbestellungen.

Abgesehen von den Funktionalitäten solltest du auch die rechtlichen Aspekte nicht außer Acht lassen und dich dahingehend fachkundig beraten lassen. Während im B2C-Kontext unter anderem die Preisangabenverordnung und die Verbraucherschutzrichtlinie gelten, finden diese Gesetze und Verordnungen auf das reine B2B-Geschäft keine Anwendung. Als Beispiel ist hier der Ausschluss des Widerrufsrechts zu nennen. In zwei getrennten Shops kannst du die jeweiligen rechtlichen Anforderungen dediziert abbilden.

Im Gegensatz zur Abbildung der B2C- und B2B-Anforderungen in einem einzigen Shop ist die Umsetzung der skizzierten B2B-Funktionalitäten vergleichsweise einfach. Komplex und herausfordernd wird es jedoch dann, wenn es um die Synchronisierung des Inventars zweier parallel betriebener Shopify-Shops geht. Gerade wenn du noch am Anfang deines E-Commerce-Business stehst oder du den B2B-Shop zu deinem B2C-Shop hinzunimmst, stimmt das Sortiment deiner beiden Shops vermutlich erstmal weitgehend überein und die beiden Shops werden aus dem gleichen Lager bedient. Um Überverkäufe zu vermeiden, musst du sicherstellen, dass der Lagerbestand in beiden Shops korrekt ist. An dieser Stelle empfehlen wir den Einsatz einer geeigneten Warenwirtschaft, die an beide Shops angebunden wird und die Synchronisation des Inventars vornimmt.

Zwei Shopify-Shops bedeuten auch zwei Shopify-Themes, für die jeweils initial einmal Theme-Lizenzgebühren anfallen. Ein positiver Nebeneffekt ist hierbei natürlich gerade aus Marketing-Sicht, dass du deine beiden Shops klar auf die beiden unterschiedlichen Zielgruppen ausrichten kannst. Natürlich kannst du dafür auch auf zwei unterschiedliche Themes zurückgreifen, die es sogar noch individueller und zielgerichteter machen können. Aber auch eine Kopie des für den B2C-Shop verwendeten Themes ist mit Anpassungen natürlich möglich. Bitte beachte, dass hier dennoch erneut eine Theme-Lizenz erworben werden muss. Doppelte Gebühren fallen für den gebuchten Shopify-Plan an, denn mehrere Shops in einem Plan zu betreiben, ist nur im Rahmen von Shopify Plus möglich. Bist du bereits Shopify Plus-Kunde oder ziehst dieses Shopify Plan-Upgrade in Betracht, empfehlen wir dir jedoch im B2B-Kontext dringend, direkt die Möglichkeiten von B2B on Shopify zu nutzen.

Während die zusätzlichen finanziellen Aufwände überschaubar sind und der Aspekt der Inventarsynchronisierung händelbar ist, kann die doppelte Administration für deinen B2C- und B2B-Shop wirklich herausfordernd sein. Verschiedene Kundenlisten, Rechnungen aus beiden Shopify-Shops, eine gegebenenfalls aufwändigere Buchhaltung und die Übermittlung der Daten beider Onlineshops an den Steuerberater sind nur einige administratorische Aspekte, die du bei dem Betrieb von zwei Shopify-Shops für ein E-Commerce-Business beachten musst.

Auch hier noch einmal zusammengefasst die Vor- und Nachteile der Möglichkeit des Betriebs eines gesonderten B2B-Shops parallel zum Betrieb des B2C-Shops auf einen Blick:

Vorteile

  • Der B2B-Shopify-Shop kann dediziert für Geschäftskunden bereitgestellt werden
  • Kein Einsatz von Apps für die gesonderte Behandlung von B2C- und B2B-Kunden erforderlich
  • Differenzierte Konzentration auf die B2B-Zielgruppe im Hinblick auf Rechtssicherheit (zum Beispiel der AGB) und Checkout (beispielsweise bei Zahlung und Versand) sowie Marketing

Nachteile

  • Inventarsynchronisation über eine geeignete Warenwirtschaft erforderlich
  • Beide Shopify-Shops betreffende Anpassungen müssen individuell an beiden Shops vorgenommen werden
  • Erhöhte Kosten und Aufwände für den Betrieb und die Administration der beiden Shops

Fazit

Auch für B2B-Geschäftsmodelle, die zunächst ohne Shopify Plus und den Möglichkeiten von B2B on Shopify auskommen sollen, gibt es mit Shopify Mittel und Wege. So kannst du auch für den kleineren Geldbeutel bei guter Planung und Vorbereitung der technischen Basis eine gute Lösung finden, einen ebenso zeitgemäßen wie erfolgreichen Shopify-B2B-Shop zu betreiben. Wie immer gilt es abzuwägen, ob die Ersparnisse eines Shopify Plus-Plans den Aufbau separater B2C- und B2B-Shops und deren Nachteile im Betrieb rechtfertigen. Von einem kombinierten B2C- und B2B-Shopify-Shop in einem regulären Shopify-Plan raten wir ab. Wenn du Unterstützung bei deinen B2B-Plänen benötigst, sind wir gerne für dich da!